Sharrak (Neron x Parandja)

  • geb. 28.03.1985
  • westernmäßig angeritten
  • erfolgreich in Vielseitigkeit bis Kl. L und Springen/Dressur bis Kl. M


Foto: privat

Verspäteter Abschied... manchmal dauert es einfach ein bisschen, bis man gewisse Dinge verarbeitet hat...

Noch während der Fertigstellung unserer neuen Seiten mussten wir leider viel zu früh unseren alten Freund Sharrak erlösen.

Es war die letzte große Aufgabe, die wir aus Respekt ihm gegenüber zu erfüllen hatten... er war so zäh und er hätte sich sonst nur gequält... Auch wenn die Entscheidung eine der schwierigsten in unserem Leben war...er war Zeit seines Lebens ein besonderes Pferd und wirklich ein Botschafter seiner Rasse gewesen, der mehr geleistet hat, als viele Pferde jemals leisten werden, in allen möglichen Disziplinen...mit einem Charakter, wie er wirklich aus den alten Büchern überliefert ist, er war für uns der perfekte Araber...wir wollten ihn einfach in Würde gehen lassen...haben ihm ein schönes Plätzchen unter einem Baum gesucht und irgendwie hatten wir den Eindruck, er war uns fast dankbar...und er ging ganz schnell, friedlich und mit einem Lächeln im Gesicht.

Sharrak war keines der Pferde, die dem heutigen "Ideal" des Vollblutarabers entsprochen hätten, er war ein kräftiger, großrahmiger (Endmaß), sehr sportlicher Typ, mit einem kräftigen und korrekten Fundament, je älter er wurde, desto ähnlicher wurde er seinem Vater Neron... seinen Charakter zu beschreiben vermögen wir nicht... er war eben wie einer der Vollblutaraber, aus den alten arabischen Legenden und Mythen, die sich um diese Rasse ranken... er ging für seinen Menschen buchstäblich durchs Feuer, nie hat er uns im Stich gelassen, nie hat er etwas getan, was seinen Menschen gefährden hätte können...im Gegenteil! Ob auf Distanz, im Viereck, im Gelände oder im Parcours, er zerriss sich förmlich für seinen Reiter, hatte Spaß an der Leistung, mit bester Regenerationsfähigkeit und einer Zähigkeit, die ihn mit Sehnenanriß noch einen Nullfehlerparcours vollenden ließ... erst danach ließ er sich anmerken, was während des Rittes passiert war...

Er war zuverlässiger Aufpasser, bei kleinen Kindern, unerfahrenen Reitern und Anfängern...viele Male trug er Schüler durch die verschiedensten Abzeichen und half wirklich jedem durch den Parcours...bevor er mit einem Schüler etwas falsch machen konnte, blieb er sicherheitshalber einfach stehen und wartete auf ein eindeutiges Kommando... er ging allein vom Auslauf in seine Box und zurück...man konnte ihn in der Stallgasse stehen lassen und man war sich sicher, dass er nach einer Stunde immer noch dort stehen würde, nichts konnte ihn aus der Ruhe bringen, für jeden Blödsinn war er zu haben... ob Turnier, Schnitzeljagd, Faschingsreiten (inkl. Verkleidung) etc. ...wo immer er in unserer gemeinsamen Laufbahn hinkam, eroberte er sofort die Herzen aller Stallkollegen, sowohl der menschlichen, als auch der tierischen.

Geboren wurde er im Gestüt Quinke in Schwelm, war aufgrund seines liebenswerten Charakters der Sonnenschein der Familie.

Als 2-jähriger trat er seine lange Reise nach Paraguay an, wo er als Zuchthengst auf einem Gestüt fungieren sollte. Dort wurde er westernmäßig angeritten. Nach der Trennung des Züchterpaares, kam er über Umwege wieder nach Deutschland. Leider zu einem Händler. Dort wurde er kastriert. Und kam zu seiner Vorbesitzerin.

Denise: 7jährig kam er dann zu mir. 15 Jahre hatten wir nun gemeinsam..mit Höhen und Tiefen und zugegeben "Shari" mußte mit mir einiges aushalten...da ich meine reiterliche Orientierung erst finden musste. Deshalb musste Sharrak sozusagen als Versuchskaninchen so ziemlich jede Disziplin über sich ergehen lassen... mit beachtlichen Erfolgen, egal was wir anfingen, es wurde von Schleifen und Pokalen gekrönt.

Durch Zufall kreuzten sich damals unsere beiden Lebenslinien und alle Vorurteile, die ich der Rasse gegenüber hatte, waren mit dem ersten Aufsteigen wie weggeblasen. Sharrak war damals eineinhalb Jahre lang nicht geritten worden und war nur rumgestanden... ich hatte mich einfach so draufgesessen und los ging es... einfach so... ohne Bocken ohne alles... Im Umgang war er ein Schatz, wo man wollte, konnte man ihn "abstellen" und er wartete, bis er "abgeholt" wurde, wenn es hätte sein müssen, hätte man unter ihm schlafen können... aufgrund seiner schnellen Reaktion, rettete er mir auf einem Ausritt in einem Bachlauf das Leben und brachte mich bei unseren anfänglichen Ausritten nach vergeblicher Suche oftmals wieder selbst auf den rechten Weg nach Hause..."

Nadine: 1999 kreuzten sich meine Wege dann mit Denise und somit auch mit unserem heißgeliebten Sharri. Ich war vorher nur geprägt von "büffeligen" Warmblütern und konnte mit denen auch nicht viel anfangen. Denise wurde seither meine beste Freundin und sie erlaubte mir Ihren Sharri zu reiten und ich verliebte mich sofort in Ihn. Eine solche Leichtigkeit beim Reiten war ich nicht gewohnt und es machte mich glücklich. Ich habe Ihn immer als mein eigenes Pferd angesehen, dementsprechend habe ich ihn auch verwöhnt. Ich war bzw. bin immer noch stolz ein solches Pferd gehabt zu haben. Wir beiden waren ein unglaubliches Team, diese Zeit möchte ich nicht missen."

Sharrak prägte unsere Sicht der Dinge, unsere Einstellung zum Pferd wesentlich... er war eine Persönlichkeit von Pferd, die man nur selten findet... er war temperamentvoll und sanft, intelligent und leistungsbereit... darüber hinaus war er stets weiser Mentor für andere Pferde... so erzog er unseren Quarter-Hengst Raven Features Pine, sowie er auch in gewisser Weise Period regelmäßig zurechtstutzte... obwohl er der Ältere war und vor allem die letzte Zeit nicht mehr so agil... vermochte er es, sich mit nur wenigen Gesten Respekt zu verschaffen dennoch mochten sich beide sehr gerne und Period hing sehr an ihm...

Er wird uns allen sehr fehlen... Wir sind sehr froh und sehr stolz, dass wir eine solange Zeitspanne mit diesem wunderbaren Pferd verbringen durften... und wenn er auch nicht mehr neugierig aus seiner Box spitzt, die Erinnerung hält ihn lebendig und da wo er jetzt ist, ist er frei und ohne Schmerzen.

Wir wünschen Ihm immergrüne Weiden, freundliche Spielgefährten und all das, was er während seiner Zeit bei uns liebte. Es sind oftmals die kleinen Dinge die man vermisst, ein Wiehern wenn man in den Stall kommt, sein Gesichtsausdruck in voller Hoffnung auf einen heißgeliebten Apfel oder einfach nur seine Angewohnheit sich mit seinen Kopf an unseren Schultern zu schubbern wenn es juckt. Wir werden Ihn ewig in Erinnerung halten.

Denise und Nadine

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